#3 Endlich Flach, vorerst

Ich kam langsam aus dem Bett, duschte nochmal, bekam vom Camping-Nachbarn einen Kaffee und frühstückte meine Dose (Ravioli) weg. Endlich war die weg. Das war wirklich ekelhaft, aber füllt den Magen.

Gegen 11 Uhr fuhr ich los. Die Route an sich war schön, leider auch einige Umwege durch Wälder. Dennoch war der Anblick wunderbar. Ich traf auch so viele lächelnde Menschen, die alle von mir gegrüßt wurden. Sie hätten mich aber auch gegrüßt. Mein Knie tat zum Glück weniger weh und ich spürte, wie mein Körper sich so langsam an das Fahren gewöhnte. Dennoch wollte ich nicht übertreiben. Einkaufen wollte ich so spät wie möglich, da das zusätzliches Gewicht bedeutet. Also fuhr ich durch Fahrradwege, grinsend, winkend, grüßend, durch Feldwege, manchmal musste ich schieben, dann wieder bisschen Quatschen und dann noch die tollen Ausblicke ertragen. Ich rede wirklich keinen Blödsinn, es gibt wirklich so viele schöne Orte hier in Deutschland. Egal ob Geschichte, Kunst, sonst was, alles ist hier zu finden. Einfach mal ins Auto und 1 – 2 Wochen herum fahren. Oder Fahrrad 🙂

Unterwegs sprach ich mit einem Herren. Er erzählte mir, dass er einen schweren Motorrad-Unfall hatte und er seitdem sein Leben anders sieht. Arbeiten tut er nicht mehr, obwohl er sehr gut verdient hat. Er genießt sein Leben und ist froh noch am Leben zu sein. Ich erzählte ihm von meiner Reise und dass ich eh jetzt schon gewonnen habe, da ich es versucht habe, meinen Traum wahrwerden zu lassen. Ganz egal wie weit ich komme. Für diese Sätze gab er mir einen dicken Schein und ich war sprachlos. Natürlich konnte ich den nicht annehmen, aber er bestand drauf. Ihm tut es eh nicht weh, aber mir hilft es sicherlich, sagte er. Ich hatte echt ein komisches Gefühl im Magen, nahm den dankend an. Eine Eigenschaft von mir sagt, lehne es ab. Doch wenn ich mich in seine Lage reinversetzte und jemanden mit soetwas Freude machen kann, dann sollte ich das annehmen. Er freute sich natürlich, dass ich den genommen habe. Wir verabschiedeten uns und ich fuhr mit einem komischen Gefühlt weiter. Es war natürlich eine Art Freude.
Nun überlegte ich, ob ich das Geld ggf. unterwegs spenden könnte, vielleicht ein Kinderkrankenhaus, vielleicht etwas anders. Es wird denen zwar nicht viel helfen, aber sie hätten immer hin ein wenig Freude daran. Mal schauen, ob sich so eine Möglichkeit unterwegs ergibt. Aber das Ganze gab mir so einen Schub, alle Schmerzen waren wie weg und ich winkte fast allen Leuten zu (was die wohl gedacht haben :D).

Unterwegs sah ich immer wieder Wälder, die mit weißen Blüten überzogen waren. Leider weiß ich nicht, was das für welche waren:

So ein Frühling nach einem grauen Winter kann schon richtig toll sein. Das ist aber erst der Anfang.

Ich war in Boxberg (oder so ähnlich), da es nur hier eine Einkaufsmöglichkeit gibt, sonst ist in den Dörfern nichts zu finden. Ich habe von einem Bauern ein Stück Wiese für mein Zelt erhalten. Insgesamt war es ein toller Tag. Auch, weil die Schmerzen ein bisschen weniger wurden und ich immer mehr Freude an der Fahrt gewinne. Vor allem wegen der Leute, dir mir alles erdenklich Gute wünschen. So viele erzählen mir, wie gerne sie so was gemacht hätten und ich bin gerade erst am Anfang dieser unglaublich tollen Reise.

Der Morgen war trotz des Kaffees der Bauern nicht so toll. Alles feucht und überall Schnecken. Das nasse Zelt eingepackt und lustlos losgefahren.
Als die Sonne schien (und ich immer wieder schieben durfte), rastete ich ca. 45 Min. mitten zwischen Feldern. Dort frühtstückte ich und ließ das Zelt von der Sonne auf dem Alphalt trocknen.

Dann ging es wieder los. Durch kleine Dörfer und mit permanenten Hoch und Runters, wie öfter halt. Schnell verließen mich auch die Kräfte. Normalerweise mache ich alle 4 -5 Tage mal 2 Tage Pause, aber hier wusste ich nicht wo. Gibt ja kein freies Internet in Deutschland, wo man mal eben couchsurfer oder ein Hostel ansteuern könnte. So schlechte Netzverbindungen (oder so) wie in Deutschland habe ich noch in keinem europ. Land erlebt.
Außer ein paar schönen Aussichten schob ich immer wieder hoch, manchmal fuhr ich runter, dann musste ich wg. einer Kurve bremsen. Fast alles menschenleere Feldwege, manchmal ein Stück durch den Wald, dann Radweg an der Straße. Nicht einmal ist mir jemand entgegen gekommen, so einsam ist es hier. Ok, die Autos erwähne ich nicht. Meine Motivation war nicht gerade hoch und die Kräfte verließen mich schneller als ich denken konnte.

Manchmal muss man sich auch mal ein paar Minunten Pause gönnen:

Nach unglaublichen 42 km und gegen 15 Uhr gab ich auf. In einem Dorf fragte ich nach ein Stück Wiese und wurde auch fündig. Es war einfach eine Wiese in einem Dorf, keine Ahnung wem die gehört, einfach ein Stück Wiese. Ich freute mich auf den Morgen, wenn alles wieder voller Schnecken und total durchnäßt sein wird, dachte ich mir. Außerdem habe ich mitbekommen, dass es morgen noch regnen soll. Naja, manchmal muss man im Dreck wühlen, wenn man was finden möchte. Also auf den morgigen Tag warten.

Nun saß ich auf der Wiese, total still alles. Manchmal hörte man ein Bellen, manchmal ein Huhn. Ich aß meine Spaghetti mit Bolognese, verband meine Knie mit Verband und warte bis der nächste Tag anbrechen würde. Ich hoffte mich bis morgens zu erholen. Die Zeit ging dennoch schnell vorbei. Ich machte mir über einige Sachen Gedanken, z. B. „Schaffe ich es diese Reise lange zu überstehen?“ „Was ist mit Heimweh, wann wird es so stark, dass ich dagegen kämpfen muss?“ Einen Gedanken konnte ich abschließen: Habe ich mit dieser Reise-Entscheidung alles richtig gemacht? Ja, definitiv! Ganz egal, ob ich in 2 Wochen als körpl. Wrack und weinend mit Heimweh nach Hause komme, es war die richtige Entscheidung! Ich bin wirklich froh diese Entscheidung getroffen zu haben, egal ob es scheitert oder nicht, ich habe eh schon gewonnen.

8 Gedanken zu „#3 Endlich Flach, vorerst“

  1. Moin Lukas, die weißen Blüten dürften Anemonen sein,werden auch „Buschwindröschen“ genannt. Ach,und wegen dem Geld würd ich mir keinen Kopf machen. Wer etwas verschenkt der tut es gern und da muss man kein schlechtes Gewissen haben. Weiterhin viel Spaß auf deiner Tour.

    1. Hi, ja ich weiß. Dennoch nicht bei solchen Summen. Wie dem auch sei, ich werde sehen, was die Zeit bringt.
      Danke, ich spiele mit den Gedanken morgen (SO) Richtung Alpen loszufahren. Mal schauen 😉

  2. Ja, mit dem Geld wäre die fairste Sache wenn du dich einfach tierisch freuen würdest. Und dann noch mal beim Ausgeben, ob als Spende oder für n isotonisches Blondes.
    Ernährungstechnisch hab ich mal die Info aufgegiffen, dass Bananen zu ca. 50 % aus Fructose (Zucker) bestehen und diese imense Menge an Energie schnell abgebaut wird, so dass es danach schnell zu einem Tief kommt (so wie du es beschrieben hast). Da sie ja auch gut für die Muskeln sind, würde ich empfehlen sie Abends zu essen, wenn man noch n paar letzte Kräfte sammeln muss (Für die letzten km, oder für den Lageraufbau).
    Hast du dich schon am Frühlingsbuffet bedient? Bärlauch im Wald (noch!; sieht aus wie die giftigen Maiglöckchen, nur dass immer viele EINZELNE Blätter aus der Erde kommen und nicht ein Pärchen), Knoblauchrauke, Löwenzahn, Giersch und Brennessel.
    Jetzt ist alles noch jung und Mega potent, also ran ans Buffet 😉

    1. Hi, meine beste Erfahrung bisher war schlicht und weg Studentenfutter (Nüse, Rosinen, etc.). Gab immer gut Energie. Dazu kurze Pausen, nicht zu lang, sonst wurde ich immer schlapper. Dazu als Erholung schon mal ein wenig Schieben. Morgens Müsli mit Obst, Zwischendurch Nüsse, als größere Mahlzeit Weizenmehl-Produkte (da kann man ruhig schon mal die Beine hochlegen), Abends nach dem Sport Eiweiße, oder so ähnlich. Aber auch einfach mal so eine Suppe ist richtig gut, wärmt und hat viele Minerialen.

      Ich würde sehr gerne mal was von der Natur essen, nur das ist bei mir fast schief gegangen. Ich dachte, diese weißen Blüten im Wald wäre so was wie Kamille 😀 Nur sind das Buschwindröschen und diese sind giftig. So lange ich nicht 100%ig weiß, was das ist, wie es aussieht (gibt auch viele Pflanzen die ähnlich sind), bleibe ich beim Löwenzahl und Mohn. Brenessel sind immer gut für einen Tee.

  3. Wunderschöne Fotos, danke dafür. Man bekommt Lust auf Urlaub (aber doch lieber mit dem PKW). Gut zu sehen, dass du dir auch mal eine Pause gönnst. Ich wünsche dir gutes Wetter und wenig Schnecken. Genieße die Landschaft und begegne immer netten Menschen. Ganz liebe Grüße von uns allen, wir denken an dich.

    1. Hallo Vera,
      danke für alles 🙂
      Das Wetter ist super, fast 30 Grad, alles wunderbar. Lukas ist glücklich 😀 Auch wenn es manchmal hart ist, ich freue mich über jeden Kilometer und genieße alles. Jeder Tag ist ein neues Abenteuer mit neuen Erlebnissen und so vielen tollen Sachen. Mit dem Fahrrad sieht man halt viel mehr und man nimmt Wege, wo man mit dem Auto nicht durch kommt (außer Bernd mit seinem LKW 😀 )
      Es kommen noch schönere Fotos. Diese sind noch nicht online. Wie schön die Alpen doch sind, WOW!

      Gruß an ALLE aus Brixon, Italien

  4. He, wie geht das? Letztenz noch kurz hinter München und jetzt schon am Brenner? Kannst du fliegen oder bist du per Anhalter gefahren? Viel Spaß in Südtirol und lass dich von der Küche verwöhnen. Dort hab ich die leckersten Spaghetti bisher gegessen.

    1. Hallo Renke,

      die Route ist ggf. aktueller als die Texte hier. Denn ich möchte nicht zu oft zu viel veröffentlichen, da das mehr Arbeit ist. Ich bin jetzt aktuell hinter Bozen 😉 Schau bei Komoot nach.

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