#10 Serbien

Ich fuhr ohne einen einzigen Dinar nach Serbien rein. Ich wollte erst in die Stadt Šabac fahren, mir über WIFI ein Hostel suchen und dann entscheiden, was oder wie viel Geld ich abhebe. Naja, leider habe ich mir das zu einfach vorgestellt. Alles schien zu teuer und ausgebucht. Mehr als 10 EUR möchte ich nicht bezahlen nur dafür, dass ich einmal schlafen darf. Für mehrere Tage wäre es was anderes.

Also suchte ich eine Stelle zum Zelten. Leider fand ich auf die Schnelle nichts und es wurde langsam später, zudem war ich mit ca. 90 km hinter mir ein wenig erschöpft. Zwei Serben wollten mir dann unbedingt helfen und versuchten ca. 2 Stunden vergeblich mit Telefonaten etc. eine preiswerte Unterkunft für mich zu finden. Leider auch ohne Erfolg. An der Polizeistation besorgten sie mir schließlich einen Platz. Es war eine kleine Wiese, auf der ich mit Einverständnis der Polizei zelten durfte. Danke euch beiden dafür! Leider war dort auch eine Diskothek. Als ich mir Essen kochte, gingen viele Diskobesucher an mir vorbei und schauten mich komisch an. Das muss super witzig ausgesehen haben. Das BOOM BOOM der Trance-Musik war wirklich laut und morgens konnte ich dann endlich einschlafen. Dennoch war ich schon gegen 9 Uhr fit, konnte frühstücken, mich im Park waschen und es ging weiter Richtung Belgrad.

Im ganzen Balkan sieht man ältere Leute immer noch auf ihren Feldern arbeiten

Ein typisches Bild: viele kleine Läden und Bars zeigen das Zentrum eines Dorfes

Der Weg führte mich über Landstraßen. Der Verkehr nervte gewaltig.
Als dann endlich eine Straße kam, auf der kaum ein Auto fuhr, eine Gruppe Tauben neben mir ein Stück mitflog, ein Lied mit dem Namen „I’m still alive“ kam, was soll ich sagen. Ich genoss diesen Augenblick dabei wie selten.

In Belgrad angekommen gab es eine Demo oder was auch immer, wo Leute mit Flaggen von Königen durch die Straßen gingen. Extremer Verkehr und überall sehr viele Menschen. Über WIFI konnte ich auch kein freies Hostel finden. Ich fuhr 12 km zu einem Camping-Platz zurück, auf dem ich 2 Tage für 20 EUR verbracht habe.

Auf dem Campingplatz lernte ich einige Leute kennen (aus der Schweiz, England, Polen) und gönnte meinem Körper zwei Tage Ruhe.

Dann ging es wieder durch Belgrad durch, wo ich wieder auf sehr viele Menschen und sehr viel Verkehr traf. Nur hatte ich diesmal Zeit und fuhr entspannt hindurch.
Mit meinem bepackten Fahrrad war es schwierig in Belgrad von Ort zu Ort zu fahren um sich etwas anzuschauen. Also beschloss ich mir nichts in Belgrad anzuschauen und fuhr einfach durch.

Der weitere Weg führte mich direkt an der Donau entlang, naja, es war eher ein Feldweg. Der erste Abschnitt voller Löcher und Steine, der nächste war zugewuchert mit hohem Gras. Es ging hüpfend und kämpfend weiter.

Trotz Gegenwind und Seitenwind, der mich immer wieder zur Seite schob, war die Gegend sehr schön. Viele Vögel, viel Grün, aber leider auch viele Plastikflaschen

Mein Tacho war auf über 2500 km angewachsen.

Nach einiger Zeit sah ich eine dicke graue Wolke vor mir. Da Gegenwind herrschte, sollte diese auf mich zukommen. Ich erreichte aber einen Camping-Platz Namens „Jabukov cvet“ auf dem ich kostenlos zelten durfte. Es gab Duschen, WIFI und Trinkwasser. Alles wunderbar.
Zelt aufgebaut, dann kam auch schon direkt der Regen. Glück gehabt.

Am nächsten Tag wurde der Gegenwind leider nicht weniger. Ich fuhr erstmal in ein Dorf einkaufen, im Park bei grässlichem Krähengesang frühstücken und später wieder über Schotterwege und löchrige Feldwege direkt an der Donau entlang. Leider wurde der Gegenwind so stark, dass wenn er von der Seite kam, ich gegenlenken musste. Nach vorne ging es mit rasanten 11 km/h voran. Nach ca. 50 km war ich total kaputt und ging wieder auf einen Camping-Platz „Dubovac Danube rooms & camping Marina“, wo ich mich länger mit dem Herrn des Guest Houses unterhalten habe. Er zeigte mir auch seinen Steg in die Donau, wo er ab und zu mal fischt. Gefiel mir sehr der Ort.

Tag Drei mit Gegenwind, leider immer noch so stark. Dennoch war ich die ersten 11 km gut von Bäumen geschützt und konnte mit bis zu 20 km/h auf dem Asphalt und kaum Verkehr durchfahren. Dann kamen leider 6 km Feldweg und der Wind, mal wieder. Mit der Fähre ging es über die Donau und weiter über groben Asphalt mit 11 km/h kämpfend weiter.

Habe ich schon erwähnt, wie breit die Donau doch ist? Falls nicht, ok.

Das ist NICHT der Bus aus „Into the wild“, dort sind Bienenstöcke drin. Viele Menschen im Balkan sind Imker und verkaufen hin und wieder den Honig am Straßenrand. Aber auch Käse und andere Sachen werden schon mal verkauft

Die Region hinter Grabovac ist wunderschön

Unterwegs aß ich noch Fisch und eine Suppe und erholte mich ca. 1 Stunde lang.

Wenige Kilometer hinter dem Restaurant, auf einem wunderschönen Camping-Platz direkt an der Donau, genoss ich den Abend, unterhielt mich auch mit dem einzigen Gast vor Ort, einem Holländer, der durch viele Teile der Welt geradelt ist. Aber immer nur für ein paar Wochen, da er arbeiten muss.

Ich hing in der Matte und lauschte dem Zwitschern der Vögel und dem leisen Plätschern des Flusses. Dabei ging die Sonne unter.

Geschlafen habe ich wie ein Baby. Gegen 08:30 Uhr ging es wieder los und endlich, nach 3 Tagen kein Gegenwind! Ich wollte an diesem Tag ca. 100 km packen, zu einem Guest House „Camping for Cyclists and Adventurers“ in Negotin.

Es ging ein wenig abwärts, durch viele Tunnel durch (ca. 20) bis zu einem Feldweg, der mich über einen Berg führen sollte.

Der keine Fluss rechts gab mir ein wenig Abkühlung

Ich fand Steine, die viel Silber enthielten, die hole ich mir später. Davon gibt es hier zum Glück mehr als genug (ok, k. A. warum die silbern glänzen, Metall?)

Noch ein Käfer neben meinem Zeigefinger

Nach sehr langem Anstieg auf um die 400 m konnte ich dann endlich auch mal runter fahren. Mit gewaltigen bremsenden und hüpfenden 12 km/h, ausweichend über Steine und Rillen ging es abwärts.

Dann kamen noch mal 300 m hinzu. Unglaublich wie langsam die km vergehen, wenn man schiebt. Ich musste auch alle 15 m eine Pause beim Schieben machen, da einfach alles zu schwer war. Von Schatten zu Schatten halt. Bei der Abfahrt durfte ich aber auf einem tollen Asphalt runter fahren. Ok, eine Vollbremsung musste ich machen, da eine Schildkröte am Straßenrand saß. Ich brachte sie in ein Gebüsch.

Die restlichen 11 km auf dem breiten Asphalt verflogen wie nichts. Angekommen in Negotin, fuhr ich zum „Guesthouse for Adventurers“, wo mir sehr preiswert ein Zelt mit einer Matratze, ein Bier, eine Dusche, ach alles, angeboten wurde. Danach brachte mich der Besitzer ins Restaurant wo ich ordentlich gegessen habe. Ich hatte nämlich nur Frühstück an dem Tag und einen Hunger, wie selten.
Es waren genau 100 km an diesem Tag, der 4. Tag in Folge ohne Pause. Deshalb beschloss ich hier erstmal zwei Tage zu bleiben. Danke Alex (Radfahrer aus London) für den Tipp hier in Negotin! Bis jetzt haben sich die 100 km gelohnt.

Ich änderte in Negotin wieder meine Route. Es sollte nicht mehr zum Schwarzen Meer gehen, wo ich einen Reisekollegen treffen wollte. Ich würde nach Lom Cherkovna in Bulgarien zum Malka Polsza fahren, wo ein polnisches Ehepaar ein Haus hat und wo man campen kann. Dort kommt auch mein Reisekollege hin und wir fahren zusammen weiter nach Istanbul.

Leider leide ich wohl an Reisefieber, kurz vor Rumänien konnte ich nicht einschlafen. Ich freue mich wohl zu sehr auf neue Länder und schaue mir auch immer wieder Fotos von anderen Reisenden an.

Bojan, der Besitzer, gab mir noch Frühstück. Danke Bojan für ALLES!!!! Der Ort ist auch ein Zentrum für viele Radfahrer, die an der Donau entlang fahren. Zimmer werden ebenfalls angeboten.

Ich fuhr sehr motiviert los. Die Kilometer vergingen schnell. An der Grenze machte ich noch mit den Beamten ein paar Späße, wir lachten zusammen und ich verließ Serbien.

8 Gedanken zu „#10 Serbien“

  1. Sehr schön zu lesen. Könnte mich direkt in meinen Bulli setzen und losfahren. Das die Menschen dort gastfreundlich sind haben wir früher schon kennengelernt. Besonders wenn man Hilfe braucht machen sie alles mobil. Dann wünsch ich noch viel Spaß bis Istanbul und warte auf deinen Bericht von dort. Pannenfreie Fahrt.

    1. Hi, danke schön 🙂
      ja, die Leute sind wirklich toll! Erstmal geht es ein wenig nach Griechenland, dann Richtung Istanbul. Sind noch ca. 400 km bis dahin. Auf Istanbul freue mich auch total, wie auf alles irgendwie!

      Gruß aus Bulgarien

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