#9 Wieder Kroatien, wieder ein wenig Bosnien und Herzegowina

In dem Hostel in Gradiška war nur der Rick aus den USA, der schon einige Fahrten auf dem Rad unternommen hat. Mein englisch, naja, ich weiß, dass es in den nächsten Wochen und Monaten besser wird 🙂

Interessant fand ich, dass er mit 10 kg Gepäckt reist, alles aufs Minimum gehalten, während ich ca. 25 kg habe.
Aber jeder hat andere Ansprüche, denn diese 25 kg sind für die nächsten Monate oder gar Jahre mein zu Hause. Wieso sollte ich also auf meinen Bademantel und meinen Pyjama verzichten müssen? Natürlich war das ein Scherz, aber ich koche, zelte wild, ich brauche mehr Kleidung, einen Rechner (über 3 kg), etc. Es ist halt mein zu Hause für eine lange Zeit.

Wie dem auch sei, der erste Eindruck war, dass BuH (Bosnien und Herzegowina) ärmer ist. Aber ich war halt nur in einer einzigen Stadt und kann dazu nicht mehr sagen.
Abends saßen die Leute in den Bars, sangen zum Teil, hatten halt ihren Spaß. Ich war mit Rick essen, in einem Lokal das mich sehr stark an eine kommunistische Zeit erinnerte: Die Köchin in einem weißen Kittel, vieles gefließt, preiswert natürlich auch, ein wenig verraucht.
Witzig war auch der Kellner, als er erstmal Rick ansprach: „Trump, very good!“, zeigte dabei den Daumen hoch. Später zu mir: „Lewandowski, very good!“ und zeigte den Daumen wieder hoch. Beim rausgehen sagte er noch zu mir: „Deutschland, very good“ und zeigte überraschenderweise den Daumen hoch. Nett war er und hat sich wirklich um uns und auch andere Gäste bemüht.

In dem Hostel sah ich zum ersten Mal ein Waschbecken für Kinder, direkt am Klo. Für mich zum Hände waschen und Zähne putzen natürlich zu tief, aber interessant auf jeden Fall:

Rick fuhr am Morgen weiter in den Süden (er hat mehr in Europa gesehen als ich 😀 ), während ich einen Tag ganz alleine in dem 6-Betten-Zimmer verbrachte. Ich suchte in der Stadt Sportgeschäfte auf und ging auch Lebensmittel einkaufen. Abends ging ich in ein Restaurant.
In dem Restaurant wurde aus einem „eat“ ein „Ćevapi“ bzw. auf dt. eher Ćevapčići. Ich dachte, ich sollte eine Karte kriegen und sie sagte irgendwas von 10 min. Ok, wenn die Karte ggf. erst gedruckt werden sollte. Dann kam sie mit einem Teller Ćevapi.
Ok, war super lecker, mal wieder. Das Problem leider war, ich hatte Hunger und zwar richtig Hunger. Ich bezahlte die 5 KM (ca. 2,50 EUR) und ging in ein weiteres Restaurant.
Dort gab es eine Karte und einen Kellner der mich beriet. Ich bestellte mir ein Bier und dann Hähnchenbrust mit einer Pilzsoße. Wieder sehr lecker. Bezahlt habe ich 10 KM (5 EUR).

Das Essen hier ist wirklich sehr lecker, ich denke genau wie im ganzen Balkan. Ich denke, man kann wenig falsch machen.
Ein großes Problem ist da noch: Die tun echt Essig in den Salat und machen den somit kaputt. Ich kann Essig nicht ausstehen und er gehört am besten in die Toilette rein. Dieser ekelhafte Saft, der sich dann auf dem Salat-Teller unten absetzt, wird der noch getrunken? So kriegt man auch jeden Hunger weg.

Super fand ich noch, dass es auch hier in fast allen Lokalen kostenlos WIFI gibt.

Am nächsten Tag sollte ich wieder zurück nach Kroatien fahren, wo ich wieder mal in einem Hostel in Slavonski Brod schlafen sollte.
Der Weg führte mich erstmal zur Grenze, wo ganze 3 Autos vor mir standen. Dann weiter, wieder über diese endlose Häuserreihe, nur diesmal kam mehr Abwechslung. Alle gefühlte 20 km ein ganz kleiner Park. Der Weg war sehr eben, ich hatte leichten Rückenwind (WOW!). Dennoch konnte ich kaum Plätze zum pinkeln finden.

Dann endlich nach über 90 km kam ich gegen 16 Uhr am Hostel an. Ich ging in die Einfahrt, dann noch mal um die Ecke und draußen saß nur eine Omi mit einem Kopftuch auf ihrem Stuhl. Sonst niemand. Sie hörte schlecht und verstand mich nicht. Sie zeigte auf die Telefonnummer, wo ich anrufen sollte. Also Handy raus, leider konnte ich keine Verbindung zum Netz aufbauen. Im Hostel gab es auch kein Festnetz, kein WIFI. Also raus auf die Strasse, Leute angesprochen (zum Glück sprach eine nette Dame deutsch) und schon war alles erledigt. 10 Min. später kam eine Frau, bei der ich dann ca. 11 EUR für eine Übernachtung bezahlt habe. Ich war ganz alleine im kompletten Hostel, mit der Omi. WIFI wurde abgeklemmt, warum auch immer.

In der Stadt hatte ich dann WIFI (normal halt) und konnte ein wenig mit der Heimat kommunizieren. Zudem war ich noch einkaufen.

Am morgen fuhr ich weiter, wieder zum Teil durch diese Häuserreihen, bog dann später aber südlich Richtung Šamac ab. Vor der Grenze wurde ich noch meine restlichen Kunats (kroatische Währung) in einem kleinen Laden los. Die hübsche Dame war dabei hilfsbereit und wir unterhielten uns noch an der Ladentür. Ich packte den Kleimkram ein und zog dann winkend weiter. Wieder zur Grenze Bosnien und Herzegowinas. Ich unterhielt mich zuerst mit dem Beamten auf der kroatischen Seite und fuhr weiter.

Auf der BuH-Seite unterhielt ich mich dann wieder mit den Beamten, dabei entstand ein kleiner Stau. Aber man darf ja mal quatschen 🙂 Nur kein Stress.

Ich fuhr dann durch einige bosnischen Nebenstrassen, die einige nette Häuser zeigten. Aber auch durch eine steinige Strasse, wo ich wieder Panik vor einem Platten hatte.

Schön an einem See vorbei

Ich sah auf einem Schutthaufen 2 kleinere Hunde, die dort was gesucht haben. Ob die ausgesetzt wurden, kann ich nicht sagen. Beide schauten mich an, als ich stehen blieb. Danach fuhr ich weiter, kann sein, dass die zu jemanden gehören, da die Häuser oft keinen Zaun haben. Falls die keinem gehören, würden die so wie so überleben und mitnehmen kann ich sie nicht.

Dann endlich kam ich auf die Hauptstrasse Richtung Brčko. In der Stadt erstmal ins Zentrum gefahren, wo es WIFI gibt um die genaue Adresse des Guest House zu finden. Hingefahren, für 2 Nächte 24 EUR bezahlt und ich hatte mein eigenes Zimmer. Ich hatte wieder über 90 km hinter mir. Leider spinnt mein GPS wieder mal. Ich überlege mir ein anderes Smartphone zuzulegen.
Im Guest House durfte ich zudem die Waschmaschine nutzen und hatte eine Kochplatte! Was für ein Luxus!

Am selben Tag ging ich noch essen. Für 10 KM (5 EUR) erhielt ich Ćevapi mit Schinken und Käse, etwas zu trinken und dazu 2 Fladenbrote. Es war so lecker, mal wieder. Das kleine Lokal hat mir zudem sehr gut gefallen. Die Musik mit ihrem arab. Einfluss war Balkanmusik. Auch die Aufmachung mit den Holzstühlen, dem Kellner, der zur Musik summte, alles war perfekt.

Geschlafen habe ich wie ein Baby und am nächsten Tag suchte ich in der Stadt einige Sportläden nach Billigsportklamotten ab. Leider nur Markenware und Boutiquen. Für eine kurze Hose 15 EUR auszugeben, die dann später ggf. dreckig im Müll landet, ist mir das Geld zu schade. Also ging ich Lebensmittel einkaufen, schaute mir das Zentrum an. Dort waren sehr viele Kaffees etc., also wie es im Zenrum halt so ist. Ich beschloss abends nicht essen zu gehen und kochte stattdessen im Guest House.

Ich empfinde diese Stadt als sehr viel schöner, sie hat mehr Möglichkeiten, ist aber auch moderner. Doch je moderner, um so mehr wurde es ggf. auch zerstört damals. Die genaue Geschichte kenne ich allerdings nicht.

Noch was zu Bosnien und Herzegowina: Fast die Hälfte der Menschen sind hier Muslime (Bosniaken), so dass man zu bestimmten Uhrzeiten die muslimischen Gesänge hört. Ich hörte sie zum ersten Mal in Gradiška, hier in Brčko hört man sogar mehrere.
Ich finde das faszinierend und war glücklich zum ersten mal so was gehört zu haben. Eine neue Kultur, neue Religion und ich freue mich schon auf die weiteren Länder.
Außerdem stehen hier viele Texte in lateinischer, aber auch in kyrillischer Schrift.
Bosnien und Herzegowina ist zudem noch in drei verschiedene Gruppen aufgeteilt, Bosniaken, Serben und Kroaten.

Ich wurde noch von der Guest House Besitzerin ins Cafe eingeladen (danke dafür!), wobei ich auch einiges über das Leben in BuH erfahren konnte. Es ist halt ähnlich wie in den anderen Balkan-Staaten, man kämpft sich halt durch. Für einige ist es einfacher, für andere schwieriger.

Meine nächste Route führte mich ca. 50 km durch BuH nach Serbien. Es passierte nicht wirklich viel, außer dass ich in einem kleinen Dorf, abseits der Hauptstraße, von einem deutschsprachigen älteren Herrn für eine Stunde zum quatschen eingeladen worden bin. Er gab mir auch einen Slimowic, ich gönnte mir den einen. Ist aber in dieser Region wohl normal. Ablehnen ist ja unhöflich.
Der Herr ist öfter in Österreich, so dass er auch deutsch kann. Es ging weiter auf die Hauptstraße, wo der Verkehr, der zum Glück nicht allzu stark war, mich dennoch nervte.

Die Grenze kam näher und ein neues Land, Serbien sollte kommen. Wobei das nur eine Grenze ist, regional gibt es wie in jedem Land noch viele Unterschiede. Einen Stempel später war ich drüben.

7 Gedanken zu „#9 Wieder Kroatien, wieder ein wenig Bosnien und Herzegowina“

  1. Hallo Lukasz,
    wieder einmal herzlichen Dank für den tollen Bericht. Es ist schön, dir auf diese Weise folgen zu können.
    So viele neue Eindrücke und bewegende Momente, es ist, im positiven Sinne, beneidenswert aber auch hart erkämpft. Ich wünsche dir noch viel mehr von all dem Schönen und dass die Zecken und Mücken dich meiden mögen, du dafür aber immer einen guten und sicheren Schlafplatz findest.
    Ganz liebe Grüße, wir alle denken an dich

  2. Ja, wieder ein schöner Bericht zum lesen und träumen. Hab mit dir die Cevapcici genossen! Hatte den Geruch förmlich in der Nase. Auf den Dörfern wirst du wahrscheinlich überall diese Freundlichkeit finden. Ich freu mich das es dir bisher gefällt. Schreib bitte fleißig weiter. Liebe Grüße auch von Monika

    1. Hi,

      das Essen im Balkan ist einfach nur super, aber nichts für Vegetarier. Auch in den Städten trifft man sehr nette Menschen, überrascht mich immer wieder, scheint hier aber normal zu sein.

      Gruß nach Norddeutschland!

      Lukas

  3. Wahnsin wie weit Du es schon geschaft hast, weit über 2200 km mit dem Fahrad, ich bin stolz darauf Dich ein wenig zu kennen.

    Bin gerade ein wenig gefrustet.
    Da Du schon bald die Türkei zu durchquerren wirst und ich in Berlin lebe, dachte ich, ich könnte Dir ein paar Unterkünfte in der Türkei vermitteln zu versuchen, heute abend.
    Also auf der schnelle handschriftlich kleines Infoblatt über deine Reise vorbereitet, mit deiner Reisebuchadresse und Skypeadresse, sowie meiner Nummer und so (das auch ich das an Dir weitergeben kann).
    Habe mir wirklich mühe gegeben bei beiden von deiner Reise zu schwärmen und das du dich sicherlich über Pennplätze freuen würdest.
    Also zu Spätis wo ich Stammkunde bin, wo man mich kennt.
    Erster Spätverkauf, junger Besitzer, hat gleich abgewiegelt, der zweitete auch, aber hat mir auch erklärt das er nur seine alte Großmutter in der Türkei hat und nicht einfach jemanden den er selber nicht persönlich kennt, vorbeischicken kann, der vermutich kein Türkisch kann.
    Habe es dann bisher nicht mehr weiter in weiteren Läden versucht.
    Vieleicht rufe ich die Tage meinen alten Freund Ismail mal an, mit Ihm habe ich früher schon einiges gemacht, ist leider seid Jahren von Berlin nach München emmigrier und Rentner, aber sehr nett.

    1. Hi Rüdi, danke für die Mühe, aber die Türkei ist groß und die genaue Route noch unbekannt. Zudem campen wir eh öfter wild 🙂 Wird alles gut. Also, zerbrich dir nicht den Kopf, wir (in 2 Tagen kommt ein Bekannter hinzu) werden schon was finden. 🙂

      Übrigends, im habe nun über 3000 km auf dem Buckel 🙂 (Beitrag noch nicht aktuell).

      Gruß aus Südrumänien

      Lukas

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