Nun ist Bulgarien dran! Für Bulgarien musste ich ganze 50 Cent Eintritt zahlen 🙂
Ich holte mir erstmal in der Grenzstadt Nikopol am Automaten ein wenig Geld und konnte glücklich wenige Kilometer fahren, bis mein Navi mich auf die ersten Wanderwege zog.
Na, sieht man hier den Weg?
Dort schob ich meinen Esel über die Feldwege, an Kühen und Ziegen vorbei.
Ich fuhr auch ein paar wenige Kilometer über bewachsene Wege
Ich sah drei Hirten, mit denen ich mich direkt unterhalten musste. Sie saßen am Feuer und genossen die Ruhe. Ich musste natürlich ihren selbstgemachten Raki probieren, der der beste ist, da alles natürlich und ohne Chemie ist. Sie gaben mir noch kühles Wasser, da meins eh zu warm war. Sehr nett die Leute. Die würden sich sicherlich freuen, wenn ich ein paar Stunden dort verbringen würde.
Raus aus dem Wald fuhr ich in dem ersten kleinen Dorf zu einer kleinen Bar, wo ich den älteren Gästen ein wenig Abwechslung bot. Ich trank dort was süßes und unterhielt mich ca. 30 Minuten mit denen.
Es ging weiter dann endlich auf Plattenstrassen am Kernkraftwerk entlang. Das Gelände sah leer und verlassen aus, war aber dennoch gesperrt und die Zugänge von Wachposten besetzt. Ich wusste nicht, dass dort so ein Kraftwerk ist und wollte da rein fahren, wurde aber direkt wo anders hin gelenkt.
Dann sah ich meine erste lebende Schlange, dachte ich. Doch leider war sie tot, ich weiß leider nicht warum.
Sie war ungefähr 1,5 m lang und so dick wie mein Daumen.
Unterwegs sah ich viele solcher Schlangen, k. A. ob einige davon gefährlich sein könnten.
Eine kleine lebende konnte ich dennoch sogar aufs Foto kriegen
Dann fuhr ich noch an irgendwas historischem vorbei.
Es ging Richtung Swischtow, wo ich etwas essen wollte. Mein Magen bettelte mich förmlich nach Essen an. Hinter der Stadt wollte ich mich dann nach einem Schlafplatz umschauen.
Ich fuhr in ein Restaurant im Zentrum, wo ich die Aufmerksamkeit von zwei Herren erregte. Sie interessierten sich sehr für meine Reise und ich konnte ihnen ein wenig erzählen. Ich bestellte mir etwas zu Essen und als sie gehen wollten, sagte einer, ich solle nicht sauer sein, aber er habe gerade mein Essen bezahlt. Was soll ich sagen, mir zeigen solche Momente immer wieder, dass die Welt nicht immer so negativ ist, wie einige denken. Vielen Dank! Es gibt weit aus mehr tolle Menschen als schlechte und das Schlechte sollte man sich nicht immer rauspicken!
Glücklich und mit voller Energie ging es weitere ca. 15 km weiter, wo ich in 120 m Höhe einen recht guten Schlafplatz fand.
In der Nacht hörte ich zum ersten Mal entweder Schakale oder Wölfe heulen, toll hat es sich angehört. Später erfuhr ich, dass manchmal Schakale durch die Dörfer laufen und dann alle Hunde bellen.
Morgens, gegen 9 Uhr, ging es auf die letzten 60 km Richtung Lom Cherkovna, wo ich zum Malka Polsza (mehr Infos dazu weiter im Text) wollte. Erstmal ging es runter, dann ins erste Dorf zum Einkaufen, wo ich am Laden an einem Tisch gut frühstückte. Zudem bot ich den Leuten wieder ein wenig Unterhaltung.
Satt, später auch gewaschen, ein wenig auch genascht, ging es weiter.
Es ging insgesamt 3x auf über 100 m hoch und wieder runter, einmal sogar auf 350 m hoch und zum Schluss langsam noch mal 100 m hoch. Dennoch verging die Zeit schnell und ich war gegen 16 Uhr da.
Irgendwie fand ich auch das Malka Polsza in Lom Cherkovna (ein paar Polen ließen sich hier in dem Dorf nieder und nennen ihren Ort nun „Klein Polen“), wo wir einen tollen Abend verbracht haben. Mein zukünftiger Reisepartner war schon einen Tag früher am Ziel.
Ich glaube so einem Frühstück kann keiner widerstehen
Insgesamt blieb ich 5 Tage in Malka Polsza, zelten ist hier für Reisende kostenlos. Wir hatten sehr viel Spaß, ich ließ mich auch gehen.
Zum Abschluss übernachteten wir noch am See, wo wir Feuer machten. Feuer machen ist so was von Standard, dass ich das eigentlich nicht erwähnen müsste.
Irgendwie vermisse ich das ganze. Ich konnte auch das Dorfleben näher kennenlernen. Wie herzlich die Menschen auch sind, unglaublich. Egal wie arm auch jemand ist, die Person gibt dir einfach etwas aus und das von Herzen.
Wir ließen es uns am Ende sehr gut gehen, mit gutem Essen, Bier und Raki, draußen, was will man mehr
Der Abschied fiel mir einerseits schwer, anderseits juckte es in den Beinen und ich wollte auch weiter. Nun fuhr ich weiter mit Michael, meinem neuen Reisepartner aus Polen.
Vielen Dank an euch! Reisende können dort auch kostenlos zelten, es ist einen Besuch wert!
https://malkapolsza.wordpress.com/
Es ist nun eine neue Erfahrung für mich nicht mehr allein zu fahren. Mal schauen, wie sich das entwickelt.
Michael hat viel weniger Gepäck als ich und ein leichteres Fahrrad. Zudem hat er auch mehr Erfahrung und ist fitter als ich, demnach musste er hin und wieder auf mich warten.
Wir fuhren zuerst nach Veliko Tarnovo, eine wunderschöne Stadt mit einer tollen Altstadt und einer großen Burg, die man für 6 Lewa (3 EUR) besichtigen kann.
Abends suchten wir uns eine lehmige Wiese für die Zelte aus und gingen schlafen. Leider war fahren auf Lehm unmöglich, alles so klebrig. Also war schieben angesagt.
Am nächsten Tag wuschen wir uns am Trinkwasser-Hahn und fuhren eine stark befahrene Strasse bergab. Es war grauenvoll und wir überlegten, ob die Strecke das richtige sei.
Bei einer kurzen Rast sagten wir uns, dass wir uns kurz trennen, da Michael sich auf 1400m was anschauen wollte und ich eher schneller ans Meer möchte. Wir machten einen Treffpunkt in Griechenland aus und ich fuhr wieder auf die Schnellstraße, um mein Rad hoch zu schieben. Michael fuhr einen anderen Weg.
Endlich auf ca. 700m angekommen, kühlte ich mich am Trinkwasser-Hahn grinsend ab und fuhr die Strasse zum Teil schreiend und glücklich jubelnd herunter. Diese ganze Reise tut mir wirklich sehr gut und ich freue mich einfach über jeden Moment. Manchmal winke ich den Leuten zu oder juble bei Bergab-Fahrten.
Die Aussicht in der ganzen Gegend ist wunderschön, grüne hohe Berge, egal wo man hinschaut.
Ich rettete noch einen Käfer, der dicker als mein Daumen war, von der Strasse.
Ich schob das Rad zum Teil Wanderwege hoch und erreichte dann auch endlich Stara Zagora, wo ich 2 Tage bleiben wollte, um mir die Stadt anzuschauen. Leider nur Hotels und da ich das Geld lieber in einem weit entfernten Land ausgeben möchte, fuhr ich also 8 km weiter in ein Hostel, wo ich 26 Lewa (13 EUR) für eine Übernachtung bezahlt habe und ich meine 2. Mahlzeit an einem Tag in einem Restaurant verzehrt habe. Wie viel man doch essen kann ist erstaunlich. Ich aß mal wieder u. a. Pommes mit Schafskäse, ist hier nichts außergewöhnliches und schön fettig.
Mir fiel noch auf, dass auf den Zäunen der Häuser sehr oft ein Foto mit Texten hängt. Das sind die Verstorbenen, die in bestimmten Zeitabschnitten geehrt werden.
An sich gefällt mir der Balkan sehr gut, diese lockere Art, kaum Stress und Hektik. Im Dorf trifft man sich an der Bar und bespricht mit den Bekannten, wer wem den Rasenmäher leiht, ob jemand einen Job für ein paar Stunden hat, etc., alles mögliche halt. Wird was nicht erledigt, kein Problem, morgen ist auch ein Tag. Außerdem, diese Herzlichkeit ist unglaublich. Leute, die kaum Geld haben, geben mir was aus, nur weil sie Freude daran haben. Ich fragte mich, können diese Leute eine Karriere machen? Ich denke ja, aber ihre eigene Karriere.
Ich stand heute kurz an einem Schild, nur kurz, als direkt ein Auto anhielt und der Mann mir helfen wollte.
In den Dörfern sind auch kleine Läden zu finden. An den Läden sind oft Tische und Stühle. Wenn also jemand Brot kaufen geht, setzt sich die Person erstmal hin, trinkt einen Kaffee, unterhält sich mit den anderen, raucht sich eine Zigarette und geht dann weiter. Das habe ich sehr oft erlebt. Immer wenn ich an so einem Platz gesessen habe, hat es nur wenige Minuten gedauert, bis ich raushören konnte, dass die anfingen über mich zu sprechen. Ein Mutiger fragte mich dann wenige Augenblicke später, woher ich denn käme. Die Leuten reden einfach miteinander. Herrlich so etwas!
Mein letztes Ziel in Bulgarien war Swilengrad, wo ich nun 2 Tage in einem netten Guest House übernachtet habe.
Swilengrad liegt in der Nähe der Dreiländerecks (Bulgarien, Türkei und Griechenland) wo sich hin und wieder Radfahrer verfahren 🙂
Ich unterhielt mich noch mit dem Besitzer, der mir noch ein paar Tipps für Griechenland gab. Viele Radfahrer halten bei ihm, deshalb kennt er sich auch aus. Ich durfte noch seinen selbstgemachten Wein probieren, der sehr fruchtig schmeckte, war sehr lecker. Ich aß ordentlich in Swilengrad, kaufte mir Sachen auf dem Markt, erholte mich gut, bevor es nun nach Griechenland ging.
Nach ca. 4 Wochen auf der Balkanhalbinsel geht es erstmal für kurze Zeit an das Thrakische Meer, danach in die Türkei.
Danke für die Freundlichkeit, der Balkan ist wirklich wunderschön und es gibt sehr viel zu sehen und das nicht nur landschaftlich. Noch heute denke ich machmal an die einzelnen Menschen und weiß nicht, wie ich Ihnen für alles danken sollte.
Mehr Fotos in meinem Bulgarien-Ablum HIER
Wieder wunderschön zu lesen.Viele Sachen erinnern mich daran wie wir in den 80ern mit dem VW T2 quer durch die Türkei gefahren sind. Überall nur nette hilfsbereite Menschen. Ich hoffe du hast einiges an Schafs/Ziegenkäse in Bulgarien probiert.Sie sind bekannt für guten Käse. Jetzt warte ich auf deine Fotos vom Nestos Nationalpark! 😉
Hi, Danke!
Jetzt willst du mich unter Druck bringen mit dem Nationalpark 🙂
Ich habe so viel Käse gegessen wie selten, Salate (Szopskas!!!!!!!!) und und und. Die Reise dauert noch an und neues Sachen essen und erleben werde ich noch sehr viel 🙂
Gruß aus Istanbul
„Wir hatten sehr viel Spaß, ich ließ mich auch gehen.“, der gute Autor lässt dem Leser/der Leserin ausreichend Platz zum interpretieren und rumspekulieren. Sehr geschickt und… Interessant ^^
Und ja mann, szopska, bester Salat ever 😀
Hallo Jogi, wer mich kennt, weiß was damit gemeint ist.
Sposka ist die Basis aller Salate, der Apfelkuchen der Salate! Heute einen gemacht und auf Türk. Art mit Çiğ Köfte gegessen.
Gruß aus Göreme bei einem wunderschönen Ausblick auf die Stadt