#2 Einen Tag Ruhe und weiter geht’s

Da ich körperlich nicht fit war, erholte ich mich einen ganzen Tag in dem schönen sauerländischen Dorf. Tolle Luft und schöne Ausblicke, dazu noch Sonnenschein und das Wissen, dass nun das Wetter endlich besser wird.

Knie mit Tigerbalsam eingeschmiert, später ein wenig spaziert um in Bewebung zu bleiben. Tat mir wirklich gut.


Los ging es in Begleitung eines Bekannten bei strahlend blauen Himmel und der Sonne im Gesicht zum Teil noch bergauf und ab. Aber mehr ab, was mir natürlich lieber war. Ich habe mir diesmal vorgenommen, ca. 60 km zu fahren, damit mein Knie sich bisschen erholen kann.
Das klappte leider nicht so gut, wie ich es erhofft habe: Mein warmshowers-Gastgeber wohnt wieder oben, also ging es wieder ans kämpfen. Aber ich hörte dabei Musik, machte ein paar wenige Fotos, war ausgeschlafen und hatte die Sonne im Gesicht.

Endlich angekommen, wurde ich herzlichst empfangen.

Wir saßen noch bis nach 22 Uhr im Garten und unterhielten uns, es war echt schön. Vor dem Schlafen spürte ich mein Knie doch schon ziemlich. Außerdem fiel mir mein kleiner Sonnenbrand auf 🙂

Am nächsten Morgen erstmal eine gute Nachricht: Mein Knie tut weniger weh! Dafür eine schlechte: mein anderes tut nun höllisch weh.
Dennoch bei tollem Wetter, wunderschönen Aussichten im Siegerland (Bitte fahrt ALLE dahin) und schöner Musik fuhr ich Richtung Gießen. Dort haben mir meine Warmshowers-Gastgeber ihren Garten zum Zelten zur Verfügung gestellt. Besser geht es kaum! Ich weiß es nicht, was ich sagen soll.
Leider war die Fahrt trotz viel Abstieg (ENDLICH ABSTIEG) anstrengend, da meine Knie halt so was nicht gewohnt sind. Doch immer wieder kleine Unterhaltungen unterwegs und Pausen geben einem doch immer wieder neue Freude/Kraft. Inzwischen kommt langsam auch meine Motivation, sehr träge wg. den Schmerzen, aber sie kommt. Ich hoffe nur, dass sich den nächsten Tagen mein Körper an die Belastung gewöhnt. Ich kann leider nur Strecken von ca. 50 – 70 km machen. Aber ich weiß, es wird besser, nur hoffentlich bald.
Ich fuhr durch eine wunderschöne kleine Stadt Namens Dillburg. Ich kam mir vor wie im Mittelalter mit den ganzen kleinen Häuschen und den den verkurvten engen Gassen. Es kommt selten vor, dass ich von einem Ort begeistert bin, aber dieser gehört auf jeden Fall zu meinen Favoriten. Dazu noch die Burg auf dem Berg, herrlich. Die Häuser sind in dem typisch für das Alter: Oft Weiß mit Holzbalken. Alles passte aber wunderbar.

Leider können Bilder nicht das wiederspiegeln, was man wirklich gesehen und vorallem gefühlt hat.

Das Ziel kam nun näher und mein Hunger wurde immer größer. Endlich angekommen, kam wie immer erst die Arbeit, dann das Vergnügen: Haus bauen, Bett machen, Küche vorbereiten, Kochen und abschalten.
Nun saß ich im Garten, das Zelt hinter mir, ich aß warme (und ekelhafte) Dosensuppe und ruhte mich aus.

Morgens kam ich kaum aus dem Bett, geschlafen habe ich auch schlecht. Erst morgens schlief ich ein und wachte gegen 9 Uhr auf. Gaaaanz langsam machte ich mich verwirrt fertig. Ich wusste nicht, wo mit ich anfangen soll. Großen Hunger verspürte ich auch nicht. Meine Knie taten einfach nur weh und ich konnte kaum laufen. Aber wie dem auch, langsam machte ich mich halt fertig und fuhr gegen 12 Uhr erst los.
Es ging öfter Abwärts, aber hin und wieder schob ich auch ein wenig. Die Strecke war, bis auf die schönen Dörfer, wo man sich wie im Mittelalter vorkommt, eher langweilig. Viele Felder, aber man kam irgendwie vorran. Im Laufe des Tages taten mir die Knie weniger weh, dennoch wollte ich nicht übertreiben. Ich sagte mir, dass ich gegen 17 Uhr mir einen Schlafplatz suchen werde. Unterwegs kaufte ich Wasser, was zum Essen (obwohl keinen großen Appetit) und machte kleine Pausen. Ab und zu winkte ich einen VW Käfer-Fahrer zu (habe selber einen VW T2, Boxer mussen halt zusammenhalten).
Ich traf einen Rentner, der ein paar Kilometer mit mir gefahren ist. Er fand meine Reise super. Er sagte, er habe Enkel und hat sich dennoch ein Fahrrad und ein Zelt geholt und ist damit an die Ostsee. Es wollte halt auch mal sein Leben leben. Seine Familie käme ja auch ohne ihn zurecht. Tolle Einstellung, einfach mal so eine Auszeit in dem Alter zu machen, schön!

Ich kann nicht sagen, wie viele Kilometer ich gemacht an dem Tag habe, aber ich schätze es waren ca. 50 (keine GPS-Daten vorhanden, da ich Strom sparen muss).
Ich fand einen Pferde-Bauenerhof, wo ich mein Zelt aufschlagen durfte. Ich baute alles auf, aß was warmes und habe die letzten 1 -2 Stunden mit Ausruhen und Lesen genossen. Schlafen ging ich meistens, wenn die Sonne untergeht.

Morgens war es richtig kalt und feucht. Ich hatte keine Lust aufzustehen und fror richtig. Ich aß die letzten Kabanosy und Stundentenfutter (Hunger hatte ich nicht), wusch im kalten Wasser meine Haare und machte mich so langsam fertig. Wenn andere es schaffen bei -30 Grad mit Zelt immer weiter zu machen, so lebe ich noch im Luxus. Zum Glück ging es meistens bergab und ganz langsam wurde mir wärmer.
Die Strecke führte mich meistens am Main entlang, wo alles schön flach und asphaltiert war. Zwischendurch auch durch wieder mal wunderschönen Dörfer (ich wiederhole mich, aber es ist halt die Wahrheit). Ich bekam immer mehr Kraft und Motivation, trotz Knieschmerzen. Leider bin ich immer noch nicht bei 100%, was die Motivation angeht, das kann leider noch dauern. Zu lang war die Reise-Pause (Urlaub), ich muss mich manchmal sogar zwingen.


Gegen 16 Uhr (fast 7 Std Fahrt) sagte ich mir, ok, tue das deinen Knien nicht mehr an. Leider fand ich keinen Schlafplatz und musste auf einen Camping-Platz. Doch wo sind all die ganzen schönen Bauernhöfe mit ihren 10 Milchkühen und den Hühnern am Haus? Ich glaube ich lebe immer noch in einer Traumwelt. Egal, habe genug in den letzten Tage gespart und konnte mal 8,50 EUR (mit Dusche) ausgeben. Ich machte mir Spagetti mit einer Soße (1. Versuch und direkt mit dem Brenner geklappt) und genoß den Augenblick direkt am Main bei einem wunderschönen Ausblick auf einen Weinberg.

Den Abend schloss ich mit ein paar Gästen am Tisch. Dabei trank ich mein erstes Bier seit längerem.

10 Gedanken zu „#2 Einen Tag Ruhe und weiter geht’s“

  1. Na, das hört sich doch schon ganz gut an. Logisch das dir das Training fehlt. Aber du hast ja Zeit…..musst ja nicht nächste Woche in Istanbul sein. 😉 Weiterhin viel Kraft.
    PS: Endlich was zum lesen!

    1. Hi, ja, das mit dem Lesen dauert immer. Ich möchte halt nicht jeden Tag was schreiben MÜSSEN, sonst sitze ich nur noch am Rechner und zudem habe ich selten Internet.
      Knie werden besser, so langsam. Bald erhole ich mich noch 2 – 3 Tage und die Alpen können einpacken!

  2. Auch wir haben gespannt auf deinen neuen Bericht gewartet und ihn mit Freude interessiert gelesen. Wir wünschen dir viel Kraft und weiterhin Mut für die folgenden Etappen. Deine Motivation baust du dir wieder auf! Achte auf deine Knie, dich hetzt ja keiner. Wir möchten dich heil und gesund wiedersehen, um deine Rückkehr zu feiern, wo wir deine Abfahrt schon versäumt haben 🙁 und dich nicht statt dessen im Krankenhaus besuchen wg. Knie-OP. In diesem Sinne, alles Gute.

    1. Hi, sieht alles einfach positiv: Ihr habt es verpasst, damit der Empfang um so besser wird 😉
      Ja, leider kann ich nicht so viel Fahren, wie ich das will, ich höre wirklich auf meinen Körper (nicht den Kopf). Wird aber langsam.

  3. Schön von dir zu hören! Nachdem ich deinen ersten Bericht gelesen hatte, war ich natürlich sehr gespannt wie es weitergeht! Ich verstehe natürlich dass du Akku sparen musst,klar.
    Dass deine Knie schmerzen ist nicht schön…und ich hoffe dass es besser wird. Du hast deine Tour ja gerade erst angefangen. Nur Mut! Das wird schon! Die Alpen werden noch ein schweres Stück – aber auch das schaffst du!!!
    Ich mag das Sauerland auch sehr mit seinen beschaulichen Dörfern und der Natur. Mal sehen was du über die Dörfer und Städte anderer Länder berichten wirst. I will stay tuned !

    1. Hallo Mel,

      danke für die Motivation, aber ich weiß, dass das besser wird. Jeder Anfang ist schwierig. Ich werde mich auf jeden Fall überall bessern, Radfahren, Knie, Oberschenkel, aber auch Fotos und Berichte. Man lernt permanet hinzu.
      Über die anderen Länder bin ich auch gespannt, ich würde mehr geschichtl. einbauen, aber das wäre sehr viel Arbeit. Mal schauen wie sich alles entwickeln wird. Alles in einem: Freut mich über das Interesse, es wird auf jeden Fall besser 🙂

  4. Es trug sich zu, dass in einem äußerst dramatischen Pokal-Halbfinale der polnische Fc Bayern Legia Warszawa auf den sympatischen und einfachen Verein von nebenan, Górnik Zabrze (z.dt. Bergsteiger Hindenburg) traf. Nach einem für Górnik glücklichem 1 zu 1 unentschieden; gelang dem ursprünglichen Herzensverein Poldis die verdiente Führung im Rückspiel. Alles sah nach einem; die Welt verändernden aphrodi- und euphorisierenden Sieg der letztjährigen Fußballmärchenstatisten aus, bis…

    ..ja, bis zu diesem Moment, wo sich eine Nachricht im Stadion rumsprach. Eine Nachricht die neben den eingefleischten Fans, vor allem auch das Team so sehr erschütterte, dass der Torwart sich vollkommen orientierungslos eine rote Karte einfing und die Hauptstadt zum Ende hin, inkl. Last-minute-Tores 2 zu 1 gewann.
    Das traurige Ausscheiden beschäftigte jedoch niemanden weiter, war es doch nur eine Randnotiz, ein Funken in Lucifers Schmelzkessel des Bösen, im Vergleich zu der Nachricht, die sich im Stadion rumsprach und die wie folgt, tinitusartig durch alle Ohren sauste:
    „Lukasz ist da draußen alone and lost. Ganz ohne seinen Amigo, den Orientierung-spendenden Leuchtturm, den im Fahrtwind fliegenden Vogel der Freiheit, der Halt-gebenden Erinnerung an seine Freunde, der öffentlichen Zurschaustellung seiner Coolness.“ Und alle waren trunken und wirsch vor Sorge und der Frage: „Wo, wo (zum Teufel) Junge ist der Fuchsschwanz????“

    :-O :-O :-O :-O :-O :-O :-O :-O :-O :-O :-O :-O :-O :-O :-O :-O :-O :-O :-O :-O :-O :-O:-O :-O :-O :-O :-O

    1. Hi, ich hatte bisher nicht die Zeit zu. Morgen gucke ich, ob das überhaupt geht. Problem ist, dass ich beim Esel anschieben aufs Rad springe und mit dem Bein über das Hinterrad schwenke. Dabei kann es sein, dass ich den Fuchsschwanz erwische. Isch guck‘ ma’…

      Aber schieb die Schuld nicht auf mich 😛

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